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Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es nur wenige Tondokumente, die das nicht-professionelle Singen von Volksliedern in der österreichischen Bevölkerung überliefern. Von der damaligen Volksmusikpraxis zeugen vor allem im Studio aufgenommene Schallplatten für die Unterhaltungsindustrie oder einige wenige Forschungsaufnahmen.
Von 1934 bis 1937 führte die Radio-Verkehrs-AG (RAVAG), die Vorläuferin des Österreichischen Rundfunks (ORF), zwölf Volksliedersingen in allen Bundesländern außer Wien durch. Anlässlich dieser Gesangs-Veranstaltungen wurden Laiensänger*innen der jeweiligen Region dazu eingeladen, ihre Volkslieder öffentlich vorzutragen. Eine Expert*innen-Jury entschied, welche davon im Radio gesendet oder zur Archivierung aufgenommen wurden.
Im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sind die Aufnahmen von rund 270 Einzeltiteln erhalten, die das Singen der zumeist ländlichen Bevölkerung aus allen Bundesländern, einschließlich der Burgenländischen Kroat*innen, festhalten. Dieser bedeutende historische Audio-Bestand ist seit 2014 Teil des UNESCO-Dokumentenerbes „Memory of Austria”. Die vielfältige Dokumentation der Veranstaltungen wird im Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes, einer Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, verwahrt.
- Mathias Gletthofer, Edmund Pichler, Albrecht Wallner aus Reichenau (Gruppe 2) singen vor dem Mikrofon. Teilnehmer am Bäuerlichen Volksliedersingen der Ravag in Payerbach am 26. Mai 1935 (C 13808 AÖV).
- Mathias Gletthofer, Edmund Pichler, Albrecht Wallner aus Reichenau (Gruppe 2) singen vor dem Mikrofon. Teilnehmer am Bäuerlichen Volksliedersingen der Ravag in Payerbach am 26. Mai 1935 (C 13808 AÖV).
Die Online-Ausstellung stellt die Protagonist*innen und Tondokumente auch im ideologischen Kontext der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur (1934–1938) dar, die vitales Interesse am Aufbau einer österreichischen Identität hatte. Bewerbungsformulare und Protokolle, Liedtexte und Notenhandschriften, Zeitungsausschnitte und Fotos machen die Reihe „Volksliedersingen“ vor ihrem historischen Hintergrund nachvollziehbar.
- Idee, Konzept: Erna Ströbitzer (Archiv des Österreichisches Volksliedwerkes, Österreichische Nationalbibliothek)
- Organisation und (Web-)Redaktion: Christiane Fennesz-Juhasz (Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften), Teresa Hellweger (Archiv des Österreichisches Volksliedwerkes, Österreichische Nationalbibliothek), Annika Limbach (Praktikantin), Erna Ströbitzer, Katharina Thenius-Wilscher (Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften)
- Audio-Restaurierung und Mastering: Johannes Spitzbart (Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften)
- Autor*innen: Wolfgang Dreier-Andres (Salzburger Volksliedwerk), Irene Egger (Österreichisches Volksliedwerk), Christiane Fennesz-Juhasz, Evelyn Fink-Mennel (Volksmusikforscherin), Sepp Gmasz (Burgenländisches Volksliedwerk), Peter Gretzel (Volksliedarchiv der Volkskultur Niederösterreich), Gerti Heintschel (Tiroler Volksliedarchiv), Teresa Hellweger, Eva Maria Hois (Volksmusikforscherin), Walter Meixner (Vorarlberger Volksliedwerk), Sonja Ortner (Tiroler Volksliedarchiv), Erna Ströbitzer, Katharina Thenius-Wilscher